mw wild boar
21. März 2023

Mike Wiedemann trotzt Hitze und Schlamm in den USA

Von

Mike Wiedemann hat die Rallye Dakar 2024 fest im Blick. Aktuell ist er bei der Tuareg Rallye in Nordafrika unterwegs. Davor erfüllte sich der Südbadener noch einen lang gehegten Wunsch mit der Teilnahme an zwei Läufen der nordamerikanischen GNCC Cross Country Meisterschaft. Mike hat sich die Zeit genommen, um seine Erlebnisse ausführlich zu schildern.

Servus liebe GCC-und Baboons-Fans,

hier meine Eindrücke von zwei wilden Rennen im Süden der Vereinigten Staaten. GNCC bedeutet Riesen-Offroad-Events mit zwei Tagen Racing und teils auch E-MTB Action im Rahmenprogramm. 1500 Teilnehmer und mehr in den verschiedenen Jugend-, Motorrad- und ATV-Klassen sind normal.

Wer sich fragt,, wie es dazu kam, dem ist schnell geholfen. Das Ganze war schon lange ein Traum von mir. Als sich dann eine gute Freundin, Enduropilotin Larissa Mayer, dazu entschied, bei zwei Rennen an den Start zu gehen, dachte ich, das wäre doch eine gute Option. Wir können uns gegenseitig helfen und in einer Gruppe ist es immer cooler.

Somit habe ich meinen besten Kumpel Marc Bolz geschnappt und wir sind spontan für zwei Wochen nach Amerika geflogen. Das Motorrad hatte ich von einem Kumpel aus South Carolina bekommen, der auch bei der Dakar am Start war. Das erste Rennen war ca. vier Stunden nördlich von Miami in Palatka, Florida. Das ist so ziemlich das härteste Rennen der Serie, da es sehr, sehr heiß wird (35°C) und eine ganz andere Luftfeuchtigkeit herrscht als zu Hause. Und dann noch drei Stunden Kampf im tiefen Sand.

Der Einsatz war richtig schwer für mich, da ich mit dem Leihmotorrad überhaupt nicht klar kam und kein guter Sandfahrer bin. Zudem hatte ich mir nicht lange davor Bänder im Fuß abgerissen und wenig Trainingszeit. Das sollen aber alles keine Ausreden sein, weil ich wäre mit einem anderen Bike oder besserer Vorbereitung vielleicht einen Platz weiter vorne gewesen. Am Ende war es Rang vier in der Junioren A-Lizenz Klasse, was eigentlich gar nicht schlecht ist und durchaus auch überraschend für mich.

Das zweite Rennen eine Woche später in Georgia bot uns Teilnehmern komplett andere Bedingungen: Monsunregen, ca. 15 Grad, Hartboden. Ich wusste, dass ich auf dem harten Untergrund auf jeden Fall besser abschneiden werde und im Schlamm sowieso gut klar komme. Solche Bedingungen liegen mir extrem gut. Wir hatten auch unter der Woche noch ein paar Sachen am Fahrwerk optimiert mit der Hilfe von Winkler Suspension aus Deutschland. Ich hatte positive Vibes vor dem Rennen.

Der Sonntag wurde dann zu einer epischen Schlammschlacht, wie ich es zuvor noch nie erlebt hatte. Drei Stunden bei brutalen Bedingungen, zum Teil Spurrilen bis zur Sitzbank tief und endlos lang. Zwischendrin Schlammlöcher, in denen die Motorräder zum Teil bis zum Rennende und bis zum Lenker feststeckten. Jedenfalls hatte ich einen sehr guten Start und konnte sogar eine halbe Runde meine Klasse anfüren, bis ich im Wald rechts abgebogen bin und mich erstmal neu sortieren musste.

Danach fand ich mich auf Platz drei wieder und konnte zur Hälfte des Rennens Platz zwei ergattern. In der letzten Runde hab ich mich sogar noch komplett festgefahren und dachte eigentlich, es ist vorbei. Neben mir zwei Kollegen, die schon seit einer Stunde feststeckten. Zu viert hatten wir das Bike nach fünf Minuten wieder draußen und es reichte gerade noch zu Platz zwei! Guess what, Bike und Fahrer waren komplett am Ende.

Im Großen und Ganzen eine coole Erfahrung! Man kann es mit der GCC in Deutschland überhaupt nicht vergleichen, weil es viel mehr Enduro ist. Ich würde sagen 99% Enduro im Wald, sehr, sehr ausgefahren und viel härter. Es geht einerseits über drei Stunden und zum anderen machen die Temperaturen einen Unterschied.

Im Gegensatz zu daheim ist es auch viel teurer. Jeder zahlt 30€ Eintritt und 65€ Startgeld, sowie eine Lizenz für 80€. Bei der GCC zum Beispiel zahlt man keinen Eintritt, weniger Startgeld und man braucht auch keine Lizenz. Auch ein Riesenunterschied ist die super lange Runde: 30 bis 40 Minuten und manchmal 30 Kilometer lang, was ich persönlich fast als zu lang empfinde. Für die Zuschauer ist es auch nicht besonders interessant, weil die Fahrer insgesamt nur ein paar Mal vorbeikommen.

Es gilt aber auch, dass die Amerikaner deutlich mehr Biss haben. Drei Stunden im absoluten Tiefschlamm oder bei drückender Hitze, da wird durchgebissen bis zum bitteren Ende und das Rennen wird auch nicht verkürzt. Einen Unterschied machen auch die 40 bis 50 Pros, dadurch ist das Niveu viel höher. Das sieht man auch daran, dass ich in Deutschland bei der GCC in der Regel in den Top 5 mitfahre und in Amerika in der Gesamtwertung gerade einmal auf Platz 50 (von 300) landete.

Larissa Mayer wurde übrigens in ihrer Klasse Women Vet 30+ einmal Sechste und einmal Vierte.