27. November 2023

SUPERENDURO WM FRANCE: Blazusiak Start verweigert!

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Der erste Lauf zur SuperEnduro Weltmeisterschaft 2023 fand in Frankreich in der Stadt Lievin und deren Stadium „Arena Stade Couvert“ statt. Damit trug man nach einer 6-jährigen Abstinenz erstmals wieder einen WM-Lauf im Land des Baguettes aus. Und dass das gut ankam, bewiesen die fast 6000 Zuschauer. Doch leider wurde das Event von einer Tragödie überschattet.

Taddy Blazusiak wollte nach seinem Weggang von GasGas im neuen Team STARK FUTUER RACING unter der Führung des zweimaligen Motocross Weltmeisters und Mitentwicklers der STARK VARG, Sebastian Tortelli an den Start gehen. Logisch, denn eine Genehmigung sowie Einstufung durch die FIM Enduro-Abteilung lag bereits vor. Doch am Donnerstag vor der Veranstaltung wurde dem Stark Future Racing Team plötzlich der Start untersagt, da die „neuen Regularien“, so beschreibt es die Gerüchteküche, nicht mehr erlauben würden. Das ist natürlich in Bezug auf die Weiterentwicklung des Sports für neue Antriebssysteme ein Schlag in die Magengrube. Doch der für dieses Projekt ebenfalls begeisterte WM-Promotor ABC gab Schützenhilfe und erlaubte dem Team ein paar Test-Runden auf dem Kurs für die Erstellung eines Werbe-Films. Anschließend trat das gesamte Team die sofortige Heimreise an. Wer letztendlich dafür verantwortlich ist, ob ein Konkurrenz-Team, Sponsoren oder möglicherweise eine beeinflusste FIM ist bislang nicht klar. Klar jedoch ist der immense Imageschaden der FIM und damit auch der SuperEnduro WM. Denn der E-Bike-Einsatz wäre ein enormes Zugpferd für diese Disziplin gewesen und zugleich auch ein Zeichen an die Industrie, dass man sich nicht dem Neuen verwehrt. So liegt die Sache nun deutlich anders…

…jetzt aber zum Racing!

Aus deutscher Sicht waren vier Helden gemeldet: Manuel Lettenbichler, Tim Apolle, Milan Schmüser und Gustav Sehr. Letti war nach einer gewissen SuperEnduro-Pause wieder neu im Spiel, während Tim Apolle direkt aus den USA frisch von der AMA-Endurocross-Rennserie kam. Der King of SuperEnduro ist natürlich der dreimalige Weltmeister Billy Bolt (HUSQVARAN/GBR) aus England, der nicht lange brauchte, um in Schwung zu kommen. Das belegte er gleich mit der Bestzeit beim Kampf um die Superpole mit mehr als acht Zehntelsekunden vor dem Zweitplatzierten.

Ergebnisse SUPERPOLE

Billy Bolt zeigte von Anfang an seine Dominanz, indem er den ersten Airoh-Holeshot des Abends erzielte und das Kommando über das Rennen übernahm. Eddie Karlsson (SWE/Husqvarna) hatte einen großartigen Start und landete vor Jonny Walker (GBR/Beta) auf dem zweiten Platz, bevor der Brite ihn überholte. Walker war fest entschlossen nicht von Bolt abgehängt zu werden. Um die Top-5 kämpften derweil Dominik Olszowy (POL/Rieju), Alfredo Gomez (ESP/Rieju) und der zurückgekehrte Manuel Lettenbichler (GER/KTM). Während es an der Spitze bis zur Ziellinie keine Veränderung gab, da Bolt den ersten Platz einnahm und Walker bei der Zieldurchfahrt satte 20 Sekunden von Bolt aufgebrummt bekam. Die Top-3 im ersten Rennen wurden durch einen beeindruckenden Olzsowy vervollständigt, der sich gegen Lettenbichler durchsetzte. Letzterer kämpft noch mit Anlaufschwierigkeiten.

Trotz der Bolt-Dominanz kam es beim Großen Preis von Frankreich zu vielen großartigen Kämpfen im gesamten Feld, bei denen talentierte Fahrer tapfer um jeden Punkt kämpften. Im zweiten Rennen mit umgekehrter Startaufstellung schnappte sich Diogo Vieira (POR/GasGas) den Airoh Holeshot. Der portugiesische Fahrer fuhr gut, bis er schließlich von den großen Namen der Meisterschaft überholt wurde. Am Ende der zweiten Runde hatte Bolt die Kontrolle über das zweite Rennen wieder übernommen. Der Brite wurde von Walker und Gomez gejagt, während die Kämpfe im restlichen Feld weitergingen. Erwähnenswert ist die Leistung von Mitch Brightmore (GBR/GasGas), dem Junioren-Weltmeister von 2022, der sich im zweiten Rennen mit dem viel erfahreneren Lettenbichler ein Showdown gab. Der junge Engländer war auf der schnellen Strecke nicht unbedingt zuversichtlich, belegte aber den siebten Gesamtrang bei seinem ersten GP in der Prestige-Klasse. Am Ende des zweiten Rennens der Nacht kam es zu einem erbitterten Kampf zwischen Gomez, Zsigovits, Hoare und Letti. Aber es war der immer besser werdende Will Hoare, der als Dritter hinter Bolt und Walker die Ziellinie überquerte.

Das letzte Rennen des Abends war für Billy Bolt praktisch nur noch reine Formsache, der er einmal mehr seine körperliche und technische Überlegenheit aufdrückte. Der Engländer lieferte zum Auftakt seiner Motoz FIM SuperEnduro-Weltmeisterschaftssaison in Frankreich einen Hattrick ab und holte sich natürlich den Gesamtsieg. Jonny Walker holte sich das Silbertablett und war mit seinen Ergebnissen weitgehend zufrieden, da er wusste, was er verbessern musste, um mit Billy mithalten zu können. Eine besondere Erwähnung gebührt Will Hoare, denn der 25-Jährige holte mit dem dritten Gesamtrang sein erstes WM-Podest. Ein großartiges Ergebnis für einen Fahrer, der nicht auf der „Bewertungsliste“ steht (die Auswahl der Fahrer, die sich automatisch für das Rennen qualifizieren).

ERGEBNISSE PRESTIGE

Junior: Suff SELLA mit einem perfekten Comeback

Der israelische Fahrer legte einen beeindruckenden Start in der Juniorenklasse (unter 23) hin. Suff Sella (ISR/KTM) gewann alle drei Rennen relativ mühelos und sicherte sich die Spitzenposition. Obwohl es ihm nicht gelang die besten Starts zu erzielen, baute er seine Siege mit Geschick und Geduld auf. Sella war letztes Jahr einer der Favoriten gewesen, doch eine schwere Beinverletzung verhinderte, dass er kurz vor Saisonbeginn an den Rennen teilnehmen konnte. Im ersten Rennen gewann er vor dem jüngeren Brightmore-Bruder Ashton. Das Ergebnis dieses ersten Rennens lautete daher: Sella, Brightmore und Roland Liszka (HUN/GASGAS). Im zweiten Rennen gewann Sella erneut vor Brightmore und seinem schnellen Teamkollegen Marc Fernandez Serra (ESP/KTM). Der junge Israeli bestätigte seinen guten Saisonstart mit dem Sieg im letzten Rennen, gefolgt von einer starken Liszka und Brightmore. Unser deutsches Aushängeschild Milan Schmüser holte sich Platz 4 und begeisterte mit einem 4-5-4 Resultat im internationalen Vergleich.

Ergebnisse JUNIOR

Die nächste Runde der Motoz FIM SuperEnduro-Weltmeisterschaft findet am 9. Dezember in Polen in der Tauron Arena in Krakau statt.

Billy Bolt (GBR/Husqvarna/Prestige): „Ich bin wirklich zufrieden mit meiner Leistung, aber besonders mit dem letzten Rennen, bei dem ich einige gute Linien gewählt und alle Fehler vermieden habe. Ich hatte das Gefühl, dass es mir im Laufe des Abends immer besser ging, was möglicherweise daran liegt, dass wir die SuperEnduro-Saison direkt nach dem Ende der Hardenduro-Saison begonnen haben. Hier in den Stadien herrscht eine andere Intensität, daher fühlte ich mich am Anfang etwas eingerostet. Die französischen Fans waren heute Abend großartig und ich hoffe, dass wir nächstes Jahr wiederkommen können!“

Jonny Walker (GBR/Beta/Prestige): „Ich bin ehrlich gesagt wirklich glücklich, weil ich heute Abend jedes Mal einen guten Vorsprung auf den dritten Platz hatte. Ich hatte das Gefühl, dass ich ein gutes Tempo fuhr und ein paar Mal an Billy herankam, aber am Ende machte ich immer ein paar kleine Fehler. Ich fühlte mich zu Beginn des Wochenendes noch nicht so bereit, aber sobald ich auf der Strecke war änderte sich das und ich gewöhnte mich daran. Billy fährt so gut wie eh und je und er ist solide, aber ich werde alles versuchen näher an ihm dran zu sein und ich denke, dass das Layout und der Untergrund beim nächsten Mal in Polen besser zu mir passen könnten.“

Suff Sella (ISRAEL/KTM/Junioren): „Ich bin so zufrieden mit dem Verlauf dieser ersten Runde. Ich habe es heute Abend geschafft alle drei Rennen zu gewinnen und das ist ein toller Start in die Saison. Ashton Brightmore und Roland Liszka waren wirklich stark, aber ich habe es geschafft mich zu konzentrieren und verlasse Frankreich mit der roten Startnummer, was ein unglaubliches Gefühl ist. Ich freue mich schon sehr auf die nächste Runde. Wie jeder weiß, ist es in Israel derzeit eine sehr schwere Zeit und ich möchte sagen, dass meine Gedanken bei den Menschen dort sind – und als israelischer Athlet bin ich stolz, diesen Sieg heute errungen zu haben.“

Manuel Lettenbichler(GER/KTM/Prestige): „Es war mit Sicherheit eine harte erste Nacht im SuperEnduro. Es ist schon eine Weile her, dass ich diesen Rennstil gefahren bin und ich hatte auf jeden Fall das Gefühl, dass ich definitiv noch einige Rennen brauchen werde. Die Intensität ist wahnsinnig hoch und ich muss mich erst wieder daran gewöhnen. Das erste Rennen bin ich recht gut gefahren und habe um den dritten Platz gekämpft, bevor ich Vierter wurde. Im zweiten und dritten Rennen hatte ich einige Stürze und musste mich wieder rauskämpfen. Ich glaube, ich bin mit einer zu weichen Fahrwerksabstimmung gefahren – direkt aus dem Hardenduro. Es war für diese Art von Racestyle zu weich, so dass hier noch nacharbeiten muss.“

Tim Apolle (GER/BETA/Prestige): „Direkt aus den USA von der AMA Endurocross ging’s nach Frankreich zur SuperEnduro WM. Somit war kein wirklicher Test des neuen Motorrads möglich, was nicht ideal war. Größtes Problem war das Fahrwerks-Setup, das von einem anderen Tuner angepasst wurde als in den USA sowie die Motorkonfiguration, da man in den USA einen anderen Rennsprit einsetzt als hier in Europa. Somit also alles auf null und die geringen Fahrzeiten beim SuperEnduro für Training und Co machten es nicht leichter, um eine ideale Abstimmung zu finden. Folge: Am Anfang etwas gebremst, daher nicht die beste Zeit beim Training, was einen nicht idealen 13. Startplatz aus der zweiten Reihe hervorbrachte. Ein schlechter Start machte es dann nochmal schwieriger, jedoch konnte ich dann noch vor auf den 6. Platz fahren, bis ein Sturz mit einem Konkurrenten und verhakelten Motorrädern alles wieder zunichte machte. Dann musste ich mich erneut auf den 11. Platz zurückkämpfen, was richtig Kraft kostete. Beim 2. Lauf konnte ich super starten und lag auf dem 3. Platz gefolgt von einigen super Runden. In einer Sektion wurde ich dann plötzlich nach hinten durchgereicht und konnte nur noch den 7. Platz nach Hause fahren, was okay war. Der dritte Lauf war ebenfalls ganz gut mit Platz 9. Die Rundenzeiten waren deutlich besser als noch im Zeittraining, was den Aufwärtstrend bestätigt. Es waren noch hier und da ein paar Fahrfehler, aber insgesamt habe ich mit dem neuen unbekannten Motorrad doch ein ganz gutes Ergebnis eingefahren und dabei viel gelernt. Top-10 in der WM ist ein guter Einstand. Jetzt heißt es Trainieren und intensiv Testen.“

VIDEO-Highlights

Bilder: KTM, Husky, SuperEnduro