19. Dezember 2023

HARDENDURO-KING: Manni Lettenbichler im Interview!

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Viermal GetzenRodeo-Sieger (LINK), sechs Siege nach sechs Rennen in der 2023er Saison und dreimaliger Weltmeister (2019 WESS-Titel, Hardenduro-WM 2022 & 2023). Eine Erfolgsbilanz die mächtig beeindruckt und Lettis Vorgehen im Extremgelände mehr als bestätigt.

Von der ersten Runde in Serbien im Mai bis zu seinem Heimrennen in Deutschland im November (GetzenRodeo) war Manuel stets an der Spitze. Mit dem ursprünglichen Ziel den Weltmeistertitel vom Vorjahr zu verteidigen, an das Letti nicht einmal selbst glaubte, passierte es dann doch mit dem I-Tüpfelchen einer zusätzlichen perfekte Saison.

Nach einem unglaublichen Jahr voller Dreck, Schweiß und Freudentränen war es an der Zeit, den FIM-Hardenduro-Weltmeister 2023 auf die Pelle zu zurück, um ein paar Infos aus dem Nähkästchen zu ergattern.

Mani, was für eine Saison! Drehen wir die Uhr nochmal zurück. Hast du für die 2023er Saison einen extrem hohen Druck verspürt?

Manuel Lettenbichler: „Ehrlich gesagt war ich zu Beginn der Saison etwas nervös. Obwohl alles unverändert von außen aussah, war ich dennoch auf einem völlig neuen Bike unterwegs. Wir haben im Winter viele Tests durchgeführt, um die 300er so abzustimmen, wie ich es wollte. Dennoch weiß man nie, wie es bei der Jungfernfahrt unter Wettbewerbsbedingungen ablaufen wird. Aber als es soweit war, hatte ich das Gefühl, dass wir unsere Hausaufgaben gut erledigt hatten und es ein sehr gutes Jahr werden könnte.“

Hattest du jemals darüber nachgedacht jedes Rennen zu gewinnen?

„Es gab nie die Erwartung eine perfekte Saison als Ziel zu sehen. Das wäre zu viel des Guten und dadurch auch unnötiger Druck gewesen. Das passierte irgendwie von selbst. Es ist schon schwer genug nur ein Rennen zu gewinnen, geschweige denn alle. Aber mein Ziel war es stets, ein solide Saison hinzulegen und dabei zu zeigen, dass ich siegfähig bin und erneut um den Titel mitkämpfen kann.“

Nach einem unglaublichen Schlagabtausch mit Billy Bolt hast du dir den Sieg beim Red Bull Erzbergrodeo geholt. Wie hat sich das aus deiner Sicht entwickelt?

„Ich hege immer hohe Erwartungen an mich selbst, wenn ich in ein Rennen wie das Red Bull Erzbergrodeo starte. In mancher Hinsicht ist es für mich fast wie ein Heimrennen. Ich bin ein Bayer, der für eine österreichische Marke an einem der größten Rennen Österreichs teilnimmt. Es ist etwas Besonderes und nervenaufreibend zugleich. Ich wollte auf jeden Fall gewinnen. Aber das taten auch alle anderen. Ich hatte einen guten Start und als sich die Dinge nach dem anfänglichen Start-Wahnsinn beruhigten, waren Billy und ich zusammen allein an der Spitze. Er hat mich bei Carls Dinner überholt und einen ziemlich guten Vorsprung herausgefahren. Ich war dort etwas schlapp, aber als wir wieder im Wald ankamen, wusste ich, dass ich wieder heranfahren konnte. Also, habe ich die Lücke wieder geschlossen und bin in einem schwierigen Anstieg an ihm vorbeigekommen. Ich habe danach nicht mehr zurück geschaut und bis ins Ziel alles gegeben!“

Außerdem ist es kein Geheimnis, dass die Red Bull Romaniacs eines deiner Lieblingsrennen ist. Aber am ersten Renntag habt ihr mit diesem heftigen Sturm mehr erlebt, als ihr erwartet hattet, oder?

„Das war ein verrückter Moment. Mit Abstand das Eildeste der gesamten Meisterschaft! Es war ohnehin schon ein harter Tag gewesen, aber dann kam auch noch der Sturm auf. Ich spürte, dass etwas Seltsames vor sich ging. Der Himmel wurde schwarz und der Wind wehte wie verrückt. So etwas habe ich bei einem Rennen noch nie erlebt und ehrlich gesagt möchte ich das auch nie wieder erleben. Aber es ist auf jeden Fall eines Erlebnis für die Annalen!“

Wie früh in der Saison kam dir der Gedanke, dass es eine perfekte Saison werden könnte?

„Nach den Red Bull Outliers wurde plötzlich über die Möglichkeit einer perfekten Saison gesprochen. Ich habe mich daran jedoch nicht beteiligt. Meiner Meinung nach musste ich noch immer die Meisterschaft gewinnen. Das war stets das Wichtigste. Mein einziger Fokus lag darauf Weltmeister zu werden.“

Nach dem Sieg beim Red Bull Outliers war der Titelgewinn in der vorletzten Runde beim 24MX Hixpania Hardenduro tatsächlich in Reichweite gekommen. Wie bist du mit diesem Gedanken ins Rennen angegangen, hier und jetzt plötzlich vorzeitiger Weltmeister werden zu können?

„Der Einstieg in das 24MX Hixpania Hardenduro war nicht einfach, da ich wusste, dass der Sieg eine echte Chance auf den Titel war. Am Sonntag musste ich meinen Kopf wirklich in den Rennmodus bringen. Wenn ich zurückdenke, hat mir der Start auf Platz drei wahrscheinlich geholfen, da ich Billy Bolt und Wade Young sofort einholen konnte. In der ersten Runde übernahm ich dann die Führung und gewann das Rennen samt WM-Titel. Es war für mich eine große Sache, direkt hinter den Konkurrenten zu sein, dabei meine Emotionen im Zaum zu halten und taktisch clever und fehlerfrei zu fahren.“

Nachdem der Titel nun dein war, muss es in der letzten Runde des 24MX GetzenRodeo sicherlich darum gegangen sein, Geschichte zu schreiben und die perfekte Saison abzuliefern!

„Damals gab es definitiv keine Ausrede mehr. Alle Weichen waren gestellt und es ging natürlich genau darum. Ich war glücklich, den Titel mit fünf von fünf Siegen gewonnen zu haben, aber eine perfekte Saison bei meinem Heimrennen abzuliefern war natürlich das Traumszenario, das ich anstreben musste. Ich liebe dieses Rennen. Ich werde wie ein Rockstar behandelt und es ist so wild. Es ist einfach was Besonderes. Ich wollte unbedingt gewinnen!“

Das ganze Wochenende über hast du alles richtig gemacht, aber dann ist Billy etwa zehn Minuten vor Schluss an dir vorbei. Bist du da nicht in Panik geraten?

„Wir sind hart gefahren und Billy ist extrem gut unterwegs gewesen. Er war logischerweise hungrig auf den letzten möglichen Sieg der Saison und hat seine Chance genutzt. Die meiste Zeit des Rennens hatte ich einen Vorsprung. Aber ich wurde dann plötzlich so müde, so dass er mich überholte. Doch dann krachte er gegen die Felsstufe und musste nochmal zurück während ich sauber hoch kam. Das gab mir noch mal Feuer für den Nachbrenner, so dass ich in den letzten beiden Runden nochmal alles gegeben habe. Ich war extrem müde, als ich die Ziellinie überquerte. Aber ich habe es damit dann doch noch zur perfekte Saison geschafft!“

Nachdem der Dreck, der Schweiß und die Tränen der Saison 2023 mental abgefallen sind, wie hast du das Ganze verdaut? Hast du schon irgendwelche Gedanken zur Saison 2024?

‚Wow! Es war ein verdammt gutes Jahr. Eines, das schwer zu toppen sein wird. Ich bin sehr stolz auf das, was wir als Team erreicht haben und ich weiß, dass diese großartigen Erinnerungen immer in meinem Kopf bleiben werden. Das Jahr 2024 ist bald da und ich freue mich darauf meinen Titel erneut zu verteidigen. Die Meisterschaft sieht wirklich gut aus und ich bin mir sicher, dass ich wieder viele tolle Kämpfe erleben werde.“

Auf diesem Weg wünschen wir die alles Gute für die Saison 2024 und genieße die verdiente rennfreie Auszeit!

Die perfekte Saison

Bilder: FIM Hardenduro